Schulfrust anstatt Schullust? Ihr begabtes Kind hat Schwierigkeiten beim Lesen oder Schreiben? Trotz vermehrten Übens bleibt es bei vielen Fehlern? Legasthenie oder LRS könnte der Grund sein!
LRS: Lese-Rechtschreibschwäche
Legasthenie (griechisch): legein = sprechen, lesen, schreiben, auslegen
Astheneia = Schwäche
International wird Legasthenie als "Entwicklungsstörung des Lesens und Schreibens" definiert. In Deutschland werden die Begrifflichkeiten Legasthenie und LRS synonym verwendet. 6-10% der Gesamtbevölkerung sind von einer LRS betroffen.
LRS ist eine Teilleistungsstörung, d.h. das Kind hat bei einer durchschnittlichen oder überdurchschnittlichen allgemeinen Begabung ausschließlich in den Bereichen Lesen und/oder Schreiben große Schwierigkeiten.
Ursachen
Die Ursachen einer LRS können vielfältig sein und sind bis heute nicht abschließend geklärt. Genetische Ursachen konnten wissenschaftlich nachgewiesen werden.
Bei einem Verdacht auf LRS sollte immer ein Augenarzt und ein Ohrenarzt aufgesucht werden, um organische Störungen in den Bereichen Sehen und Hören auszuschließen.
Auffälligkeiten im Schulalter:
Unaufmerksamkeit, Clownerie, motorische Unruhe, Frustrationen, mangelndes Selbstvertrauen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Übelkeit sind häufige Begleiterscheinungen. Diese Auffälligkeiten verändern sich trotz vermehrten häuslichen Übens nicht.
Auffälligkeiten im Vorschulalter
Wichtige Vorläuferfunktionen entwickeln sich bereits im Vorschulalter. Voraussetzung für die Entwicklung des Denkens, Lernens und Sprechens ist die Wahrnehmung, d.h. die Aufnahme von Reizen und die Verarbeitung im Gehirn.
LRS-Kinder zeigen im Vorschulalter überdurchschnittlich häufig Wahrnehmungsprobleme sowie Sprachentwicklungsauffälligkeiten.
Häufige sprachliche Auffälligkeiten:
Beeinträchtigungen und Verzögerungen in der sprachlichen Entwicklung und in der Wahrnehmung sollten kinderärztlich abgeklärt werden, so dass wichtige Vorläuferfunktionen, die für das Lesen- und Schreibenlernen notwendig sind, logopädisch und/oder ergotherapeutisch behandelt werden können.
Wegweiser bei Verdacht auf LRS
Förderung
Es gibt nicht "die" Legasthenie, deshalb gibt es auch nicht "die" Therapie. Da jede Legasthenie individuell ist, muss auch das Training individuell auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt werden. Eine Therapie sollte die Bereiche Aufmerksamkeit / Konzentration, Wahrnehmung und Fehlerbearbeitung / Regelwissen berücksichtigen.
Merkmale eines optimalen außerschulischen Trainings:
Logopädische Therapie
Bevor ein Kind eingeschult wird, sollten keine Sprachauffälligkeiten mehr vorhanden sein.
Bei bestehenden Problemen sollte das Kind logopädisch diagnostiziert und behandelt werden.
Das Testverfahren BISC (Bielefelder Screening), welches von Logopäden oder speziell ausgebildeten Erziehern im letzten Kindergartenjahr durchgeführt wird, erlaubt eine erste Einschätzung, ob bei einem Kind Risikofaktoren bestehen, aus denen sich eine LRS entwickeln könnte. Darauf aufbauend kann eine gezielte Förderung in der Kindertagesstätte oder bei der Logopädin erfolgen.
Schulische Hilfen
Die Schule hat die Aufgabe, den Kindern den Schriftspracherwerb zu vermitteln. Bei ihr liegt demzufolge bei auftretenden Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten auch die Verantwortung, individuell zu fördern.
In den Erlassen der einzelnen Bundesländer, die sehr unterschiedlich ausgeprägt sind, kann man sich über die Förderungsmöglichkeiten informieren. Unabhängig davon sollten die Kinder einen Nachteilsausgleich in allen Fächern, in denen Lesen und Schreiben erforderlich ist, erhalten.
Folgende Punkte sollte der Nachteilsausgleich berücksichtigen:
Entwicklung von Kindern mit LRS
Wird die LRS nicht als Ursache für die Lese-Rechtschreibschierigkeiten erkannt, so verstärken sich die ursprünglichen Auswirkungen der Teilleistungsschwäche und die psychischen Folgeerscheinungen gegenseitig. Ein Teufelskreis kann entstehen. Es können starke Selbstzweifel auftreten, das Selbstwertgefühl kann sinken, und das Kind
fühlt sich dauerhaft isoliert; seine emotionalen, sozialen und kognitiven Begabungen verkümmern. Auch in anderen Schulfächern verschlechtern sich die Leistungen, denn lesen und schreiben muss man auch in naturwissenschaftlichen Fächern. Das kann dazu führen, dass ein Kind nicht den zu seinen Begabungen passenden Schulabschluss erreicht. In zahlreichen Studien konnte nachgewiesen werden, dass eine nicht behandelte LRS auch bis ins Erwachsenenalter bestehen bleibt.
Berühmte Legastheniker
Dass eine LRS nichts mit der kognitiven oder kreativen Intelligenz eines Menschen zu tun hat, zeigt die Liste der Persönlichkeiten, die davon betroffen sind: Albert Einstein, Alfred Hitchcock, Ernest Hemingway, Francois Mitterrand, Tom Cruise, Michael Jackson, Diego Maradona, Leonardo da Vinci, Agatha Christie, Hans Christian Anderson, George W.
Bush, Victoria von Schweden, Whoopi Goldberg, Steven Spielberg, Dustin Hoffman, Walt Disney, Franklin D. Roosevelt, John Lennon, Steven Hawkins, Charles Darwin, Napoleon Bonaparte.
Links
Deutscher Bundesverband für Logopädie (dbl): www.dbl-ev.de
Bundesverbandes Legasthenie und Dyskalkulie (BVL): www.legasthenie.net
Erster Österreichischer Dachverband Legasthenie: www.legasthenie.at
Kostenfreies Online Projekt LegaKids: www.legakids.net
Lernserver: www.lernserver.de
Quelle: Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V. (dbl)
Stand: Dezember 2010